XXL-Release-Party! – Kim Leopold – Interview mit Lilian Jones

XXL-Release-Party! – Kim Leopold – Interview mit Lilian Jones

9. Juni 2017 3 Von Jules

Ich wusste ja, dass sie hübsch sein muss. Ich hatte davon gehört. Doch als das braune Haarwunder gerade das Café betritt, in dem wir verabredet sind – mitten in New York City – werfe ich all meine Vorsätze über Bord und möchte sie auf der Stelle heiraten. Ich springe auf.

Endlich! Ich freue mich schon seit Ewigkeiten auf diesen Tag. Lilian, schön, dass du dir Zeit nimmst“, rufe ich erfreut.

Lilian lacht und fällt mir die Arme. „Ich freu mich so sehr, dich kennenzulernen. Kim hat schon so viel von dir erzählt. Ich glaube, du bist die erste Journalistin, die ich mit offenen Armen empfange.“

Ich kann nicht anders, als sie anzustrahlen. Und schon jetzt hat sich die Reise definitiv gelohnt! „Und ich habe schon so viel über dich gehört! Sag, wie geht’s dir? Ärgert Jamie dich?“

„Jamie mich ärgern? Niemals! Ich glaube, es gibt keinen netteren Menschen auf dieser Welt als Jamie. Er ist einfach der Beste.“

„Bisher habe ich nur Gutes gehört und bin schon ganz gespannt auf ihn. Also, Lily, ist doch okay, wenn ich dich Lily nenne? Was treibst du im Moment so? Job? Freizeit?“

„Klar ist das okay. Du wirst ihn sicher mögen … Ach, im Moment steht so dies und das an. Mein College-Abschluss liegt ja jetzt schon ein bisschen zurück. Im Moment gebe ich einen Kunstkurs am College. Das ist nicht unbedingt das, was sich mein Vater für mich vorgestellt hat, aber es macht Spaß.“

Eine Bedienung kommt, um unsere Bestellung aufzunehmen. Ich bestelle einen schönen kühlen Eiskaffee mit einem Blaubeer-Muffin, während Lily eine Cola light bestellt.

„Was? Kein Gebäck?“, frage ich neckend. „So dick bist du doch gar nicht.“

„Wenn du wüsstest, worauf die Journalisten hier alles achten. In einem der ersten Artikel über mich hat die Presse total darüber hergezogen, dass ich einen Schokofrappé getrunken habe.“ Sie rollt mit den Augen. „Die Frau hat mich gefragt, ob ich schwanger bin.“

„Und, warst du es?“

Sie lacht laut. Ein sympathisches, ansteckendes Lachen. „Nein. Und bevor du fragst: Ich denke, das dauert noch eine Weile.“

„Also bist du doch eine Karrierefrau. Wenn du es dir aussuchen könntest: was wäre dein Traum? Mit welchem Job möchtest du alt werden?“

Die Bedienung bringt unsere Bestellung und stellt sie vor uns ab. Ich schlürfe an meinem Eiskaffee, während ich auf ihre Antwort warte. Was für ein herrlicher Tag!

„Das klingt jetzt sicher saublöd, aber ich hab keine Ahnung. Ich fühle mich manchmal wie ein Versager, weil ich keine großen Träume habe. Ich schwimme gerne und zeichne. Ich kann nicht rechnen und lesen ist auch nicht unbedingt meine Stärke. Vielleicht werde ich doch irgendwann Lehrerin für Schwimmsport und Kunst. Was Besseres fällt mir jedenfalls echt nicht ein.“

„Kunst ist doch eine tolle Sache. Man muss ja nicht immer die Zukunft voll durchgeplant haben. Manchmal ist es auch schöner, alles auf sich zukommen zu lassen. Wichtig ist ja nur, dass du glücklich bist. Das bist du doch, oder?“

„Da hast du wohl recht. Glücklicher als im Moment könnte ich kaum sein. Nachdem meine Mutter gestorben ist, habe ich ja eine Weile nicht daran geglaubt, hier noch einmal mein Glück zu finden. Aber da habe ich mich wohl geirrt.“

„Ist das so? Erzähl uns doch ein bisschen von deinem ‚Glück‘.“

Sie grinst ein bisschen in sich hinein und ich weiß sofort, dass sie gerade wundervolle Gedanken hegt.

„Ich habe mich nach achtzehn Jahren endlich mit meinem Dad ausgesprochen und ein paar wundervolle Freunde gefunden. Außerdem hab ich den anderen Teil meiner Familie kennengelernt. Eine Schwester dazubekommen. Ich bin ein weiteres Mal umgezogen und lebe nun nicht mehr am Campus, sondern in einer schicken Eigentumswohnung mit einer atemberaubenden Küche.“ Sie überlegt kurz. „Oh, und ich habe zum ersten Mal meine Zeichnungen ausgestellt. Der Preis ging zwar an jemand anders, aber es war trotzdem ein tolles Gefühl. Mein Dad war da und hat mir stolz auf die Schulter geklopft. Das hat mich echt glücklich gemacht.“

„Ich hab gelesen, dass dein Dad Investmentbanker ist. Finanziert er dir das Leben hier oder musst du selbst was dafür tun?“

„Im Moment unterstützt er mich noch. Anders könnte ich mir ein Leben in New York auch gar nicht leisten. Ich weiß, dass das auf die Dauer nicht die Lösung ist, aber mir fehlt seine Liebe zu Zahlen, um mein Geld mit dem Investieren zu verdienen. Also werde ich entweder bald fortziehen müssen oder einen reichen Mann heiraten“, witzelt sie.

„Dabei hast du doch schon einen tollen, der bald sehr viel Geld scheffeln wird.“ Ich grinse sie breit an. „Hat dein Herz von Anfang an für ihn geschlagen?“

„Du wirst ihn ja noch kennenlernen. Er ist einfach ein Zuckerstück. Ich kenne wirklich keinen Menschen, der lieber ist als er. Also natürlich: mein Herz hat sofort für ihn geschlagen. Dass ich mich in ihn verliebt hatte, habe ich aber erst später gemerkt.“

„Also keine Gefühle für Ash?“

Sie schweigt und nimmt belustigt einen Schluck von ihrer Cola. Weil sie danach immer noch nichts antwortet, denke ich, dass ich mit der Frage nicht weiterkomme.

„Okay, keine Antwort ist auch eine Antwort“, erkläre ich grinsend. „Dann machen wir mal mit dir weiter: erzähl mal, wer ist ‚Lilian‘? Was macht dich aus, was liebst du und was hasst du über alles?“

„Lilian ist eigentlich eher Lily, liebt kochen, zeichnen und schwimmen. Und einen Mann mit Schokoladenaugen. Sie hasst, dass sie immer noch keinen Plan vom Leben hat und Menschen, die immer nur an sich selbst denken.“ Sie überlegt einen Moment. „Ich bin eigentlich ziemlich gewöhnlich, würde ich sagen. Vielleicht sogar ein bisschen langweilig“, fügt sie grinsend hinzu.

Ihr Lachen ist so ansteckend. Ich glaube, wenn man sie dauerhaft um sich hätte, dann würde man verdammt fröhlich durchs Leben gehen. „Langweilig finde ich das keineswegs. Was kochst du denn am liebsten?“

„Das ist ganz unterschiedlich. Ich probiere vor allem gerne Neues aus. Mediterrane Küche, viel vegetarisch und frisch muß es sein. Als ich hergezogen bin, hab ich erstmal zugenommen, weil das Essen hier oft fettig und hochkalorisch ist. Da sehnt man sich ziemlich schnell nach leichterer Küche. Jamie freut sich auch immer, wenn ich etwas Leckeres koche.“

Da bekomme ich sofort Hunger und nasche von meinem Muffin, während ich im Kopf die Fragen abgehe, die ich mir vorher überlegt habe. Mir ist bewusst, dass wir nicht so viel Zeit haben, aber ich möchte doch wenigstens noch ein paar gute Antworten aus ihr rauskitzeln. „Was hast du denn für große Lebensträume?“

Sie verzieht den Mund und denkt nach. „Hm, ich würde gerne mal zur Comic Con und selbst etwas veröffentlichen, was ich gezeichnet habe. Außerdem würde ich gerne für ein paar Monate nach Afrika gehen, um dort zu helfen oder zu unterrichten. Ich glaube, das würde mir Spaß machen. Ich weiß nur nicht, ob Jamie das so toll findet.“

„Der würde doch bestimmt sofort seine eigene Tasche packen und mitkommen.“

„Ganz bestimmt“, erwidert sie lachend. „Genauso würde ich ihm vermutlich überall hin folgen.“

„Du hast es eben schon anklingen lassen: Den Rest deines Lebens hier zu wohnen, steht das zur Debatte? Oder möchtest du lieber woanders hin? Vielleicht zurück nach Deutschland?“

„New York ist eine wahnsinnig aufregende Stadt. Nun wohne ich schon eine Weile hier und hab schon einiges erlebt und erkundet, aber ich hab das Gefühl, dass ich die Stadt immer noch nicht richtig kenne.“ Sie trinkt etwas. „Ich bin nicht unbedingt der Typ, der durch die Weltgeschichte reisen würde. Ich glaube, ich bin eher der Typ ’sesshafte Familie‘. Aber ob ich meine Kinder wirklich in New York großziehen würde, weiß ich nicht. Hier ist es doch viel zu gefährlich. Deutschland vermisse ich überraschenderweise nicht so sehr.“

„Wieso nicht?“

„Naja, ich hab nicht mehr so viel Verwandtschaft dort. Nach Mamas Tod war ich ja gezwungen, nach Amerika zu gehen, weil es dort niemanden gab, der mich unterstützen konnte, bis ich mit der Schule fertig war. Und jetzt habe ich hier ein neues Zuhause gefunden. Ich vermisse nichts. Nur meine Mama, aber die bekomme ich leider nicht mehr wieder.“

Wir schweigen einen Moment betreten, während ich fieberhaft überlege, wie ich nun das Thema wechsle. Nach einem Blick auf die Uhr wird mir klar, dass wir nur noch Zeit für ein paar wenige Fragen haben. „Welche Musik magst du am liebsten?“

„Die Charts, ein paar Indie-Musiker, ein bisschen Rock … von allem etwas“, erklärt sie erleichtert. „Ich liebe Spotify und die Möglichkeit, neue Musik darüber zu entdecken.“

„Das liebt wohl jeder. Rock … ich mag dich gleich ein bisschen mehr.“ Ich schlürfe an meinem Eiskaffee. „Warst du denn schon auf großen Konzerten? Oder magst du es lieber ruhig und gemütlich?“

„Ich höre meine Musik lieber fernab von Menschenmengen. Was ich allerdings gerne mag, sind Auftritte in kleineren Kneipen oder auf Straßenfestivals“, erwidert sie. „Ich bin nicht besonders groß und hasse es, zwischen schwitzenden Körpern eingequetscht zu werden.“

Wir lachen beide auf. „Was unternimmst du denn gerne mit Jamie? Habt ihr eine Lieblingsbeschäftigung?“

„Wir zeichnen beide gerne. Ab und zu liest er mir vor und sonst sind wir oft draußen und erkunden die Stadt oder unternehmen etwas mit den anderen.“ Ihre Augen beginnen zu leuchten. „Außerdem haben wir ein anderes Hobby, aber das ist nicht jugendfrei.“

Ich pruste los, weil ich nicht glauben kann, dass sie das gerade wirklich gesagt hat. Wie gut, dass ich es auf Band habe! „Gibt es Eigenschaften, die du an ihm gar nicht leiden kannst? Oder ist er perfekt für dich?“

„Manchmal geht es mir ein bisschen auf den Keks, dass er die Schuld immer bei sich sucht. Er ist so gutmütig und lässt so viel mit sich machen. Dabei steckt er seine eigenen Gefühle ständig zurück.“

„Du hast doch sicher auch Macken, oder?“

„Bestimmt.“ Sie grinst. „Aber die verrate ich dir nicht.“

„Schade!“ Schmunzelnd esse ich meinen Muffin auf. Es bleibt kaum noch Zeit, ich muss mir meine Fragen weise überlegen! „Hast du einen Tipp, wie man das Leben mit zwei Männern in einer WG überlebt?“

„Häufiger mal die Augen zusammenkneifen und wegsehen. Lernen, mit einem Controller umzugehen. Fluchen, wenn der Held stirbt, und für eine ganze Mannschaft kochen. Dann sollte das fast von allein klappen.“

„Okay … und eine letzte Fragerunde noch. Ich nenn dir zwei Begriffe und du sagst mir spontan, was du davon bevorzugst. Tee oder Kaffee?“

„Kaffee.“

„Duschen oder Baden?“

„Duschen.“

„Hund oder Katze?“

„Hund.“

„Ash oder Jamie?“

„Jamie – war das eine Fangfrage?“

„Man kann es ja mal probieren“, erwidere ich lachend.

„Danke für deine Zeit, Lily.“

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In Zusammenarbeit mit Lesen im Mondregen und Kim Leopold!